War das der letzte Schülerzeitungswettbewerb in Berlin, Frau Henke?

Die Zukunft des Berliner Schülerzeitungswettbewerbs ist ungewiss: Die Jugendpresse Berlin-Brandenburg, die den Wettbewerb gemeinsam mit dem Senat ausrichtet, übernimmt aktuell einen Großteil der Planungsarbeit und trägt die mit der Ausrichtung der Preisveranstaltung verbundenen Kosten zu einem großen Teil.

Veröffentlicht am 30. Januar 2024

Die Zukunft des Berliner Schülerzeitungswettbewerbs ist ungewiss: Die Jugendpresse Berlin-Brandenburg, die den Wettbewerb gemeinsam mit dem Senat ausrichtet, übernimmt aktuell einen Großteil der Planungsarbeit und trägt die mit der Ausrichtung der Preisveranstaltung verbundenen Kosten zu einem großen Teil. Doch durch ausbleibende Finanzierungszusagen seitens der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie könnte nun der letzte Schülerzeitungswettbewerb im Land Berlin stattgefunden haben.

Schweigen statt zahlen

Mit der Situation konfrontiert, bestätigt Christina Henke, Staatssekretärin für Bildung, während der Preisverleihung des Berliner Schülerzeitungswettbewerbs, dass schon im November eine Mail bezüglich der Finanzierung des Wettbewerbs an sie gerichtet wurde. In dieser Mail betonte die Jugendpresse Berlin-Brandenburg die Schwierigkeiten, die sich aus veränderten Förderstrukturen ergeben haben. Das Kontaktgesuch blieb bis heute unbeantwortet. Auch vorherige Kontaktversuche mit verschiedenen Fachabteilungen und Entscheidungsträger*innen haben nicht zu einem Gespräch geführt.

Finanzvorstand Lukas Hinz findet diesen Zustand beschämend. Der Verband bezieht eine Grundförderung für die Jugendverbandsarbeit vom Land Berlin. Den Schülerzeitungswettbewerb über die ohnehin sehr knappen Mittel abzurechnen, wurde ihm aber von der Fördermittelbearbeitung im Namen der Senatsverwaltung verboten. Die Kosten sind durch die Inflation, erhöhte Bürokratie und gestiegene Personalkosten zu viel geworden: “Arbeiten wir weiter so, könnten wir im nächsten Jahr Insolvenz anmelden – deshalb hat dies nun ein Ende”, droht Lukas Hinz.

Schulen treten für den Wettbewerb ein

Postkarten zur Rettung? Der Vorstand der Jugendpresse Berlin-Brandenburg hat sich gemeinsam dazu entschieden, Postkarten mit der Aufschrift “Rettet den Schülerzeitungswettbewerb” an die Schulsenatorin Günther-Wünsch zu senden. Schon jetzt haben sich über 65 Redaktionsmitglieder aus ganz Berlin an der Aktion beteiligt und die Senatsverwaltung zum Handeln aufgefordert.

Kaia ist seit September bei der Jugendpresse und hat den Schülerzeitungswettbewerb sofort ins Herz geschlossen. Hier hält sie die Kiste mit den gesammelten Postkarten hoch.

Der Berliner Schülerzeitungswettbewerb, der seit 21 Jahren in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie weiteren Partner*innen durchgeführt wird, hat eine herausragende Bedeutung für die Förderung von selbstorganisierter Demokratiebildung, Medienerziehung und Partizipation an Schulen.

”Der Berliner Schülerzeitungswettbewerb spielt eine entscheidende Rolle in der Förderung von Demokratiebildung und kreativem Ausdruck junger Menschen”, findet Tobias Westphal, Vorstandsvorsitzender der Jugendpresse Berlin-Brandenburg. ”Um die Zukunft dieses wichtigen Projekts zu sichern, benötigen wir dringend finanzielle Unterstützung. Eine schnelle Lösung ist jetzt entscheidend, um die wertvolle Arbeit der Jugendpresse und die Schülerzeitungskultur in der Region zu bewahren.”

Ein Herzensprojekt geht zu Ende

Aktuell belaufen sich die Kosten für die Durchführung des Wettbewerbs auf etwa 20.000 Euro, die wir selbstständig finanzieren müssen. Aufgrund der aktuellen finanziellen Lage besteht die Gefahr, dass die laufende Wettbewerbsrunde aus eigenen Mitteln bestritten werden muss, was für uns als ehrenamtlich getragenen Jugendverband eine erhebliche Belastung darstellen würde. Eine weitere Runde des Wettbewerbs könnte auf diese Weise jedoch nicht bewältigt werden.

Der Berliner Senat trägt seinen Sparkus aktuell auf den Schultern seiner Ehrenamtlichen aus. “Über 15 Ehrenamtliche haben über 600 Stunden unbezahlt in die Planung des Schülerzeitungswettbewerbs gesteckt. Wir richten ihn seit vielen Jahren gern und mit Herzblut aus”, sagt Tobias Westphal für die Jugendpresse Berlin-Brandenburg. Viele Ehrenamtliche haben in den letzten Wochen wenig geschlafen, ihre Termine verschoben und ihre eigentlichen Aufgaben vernachlässigt, um den Wettbewerb möglich zu machen.

Tobias Westphal kritisiert, dass die Senatsverwaltung diese Arbeit nicht würdigt und wünscht sich, nun endlich gehört zu werden. Dass die Senatsverwaltung auf alle Anfragen aber nicht einmal mit einem Gespräch reagiert, sende kein gutes Zeichen. “Ehrenamt ist dafür da, gemeinsam schöne Erfahrungen zu sammeln und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Und nicht dafür, Personalkosten in der öffentlichen Verwaltung zu sparen.“

Es steht kurz vor zwölf

Wir appellieren an Katharina Günther-Wünsch und die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, zeitnah gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, um die Zukunft des Berliner Schülerzeitungswettbewerbs zu sichern. Die Veranstaltung ist nicht nur ein bedeutendes Bildungsprojekt, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Schülerzeitungskultur in unserer Hauptstadt.

Die Jugendpresse zeigt sich jedenfalls offen für Gespräche. Doch weigert sich die Senatsverwaltung auch weiterhin, das Gespräch mit den weiteren Veranstalter*innen zu suchen, wird der Schülerzeitungswettbewerb im kommenden Jahr nicht mehr in der gewohnten Form stattfinden können.

Foto: David Heerde/Tagesspiegel

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